Besuch in Si Ping

Am Wochenende war ich also in der Stadt.

Die Hinfahrt war schonmal ziemlich interessant, da ich zum ersten Mal gesehen habe wie es hier ausserhalb der Schule tagsüber so aussieht.

Es ist ziemlich ländlich hier. Auf der Strasse sind wenig normale Autos unterwegs sondern hauptsächlich LKWs, diverse dreirädrige Transportfahrzeuge in allen Größen, Mopeds und auch das eine oder andere Pferdefuhrwerk sowie Leute, die Tierherden vor sich hertreiben. Auf dem teilweise sehr unebenen Gelände sind hauptsächlich Maisfelder angepflanzt. Diese Felder sind momentan abgeerntet, auf manchen stehen ein paar einzelne Kühe und bei den Häusern liegen überall riesige, meterhohe Bündel der getrocknete Maispflanzen. Die Leute verwenden diese anscheinend zum heizen.

Die Häuser sind größtenteils ziemlich heruntergekommen, neue Häuser werden teilweise aus alten Ziegelsteinen gebaut, und viele Mauern sind mit Schriftzeichen und komischen Nummern versehen, deren Zweck sich mir noch nicht erschlossen hat. Ein paar vereinzelte Bauten stechen in strahlendem Glanz aus dem allgemeinen Bild heraus.

Im Straßenverkehr wird hier viel gehupt. Als Warnung beim überholen, um Bekannte am Straßenrand zu grüßen, oder um sich an einer Kreuzung die Vorfahrt zu sichern. Letzeres gelingt allerdings nur selten. Der typische Fußgänger lässt sich durch eine Hupe auch nicht im geringsten beeinflussen. Trotz des etwas chaotischen Systems, ohne wirklich vorhandenen Verkehrsregeln, habe ich bis jetzt keine gefährlichen Situationen erlebt. Als Fussgänger muss man aber schon bei der Sache sein und auf den Verkehr achten. Ein Mitschüler hat berichtet dass er angefahren wurde als er die Strasse einmal nicht richtig im Blick hatte.

In der Stadt selbst ging es dann erst einmal zum Bankautomaten um chinesisches Geld zu holen. Erfreulicherweise ist dies auch mit der normalen Geldkarte von der Sparkasse möglich.
Danach habe ich mir dann, wie die meisten anderen Mitschüler, die an diesem Tag in der Stadt waren, eine professionelle Massage abgeholt, die ich zwar nicht unbedingt angenehm fand, die aber im Endeffekt meinen Muskelkater halbiert hat. Danach ging es in verschiedene Läden, unter anderem einen Art dauerhaften Flohmarkt, der sich Labyrinthartig über ein 6 Stöckiges Gebäude erstreckt, und dessen Aufbau mir bis jetzt ein Rätsel geblieben ist. Egal in welche Richtung wir gelaufen sind, sind wir zu neuen, unbekannten Ständen gekommen.

Am Samstag hatten wir jemanden dabei der sich auskannte und uns herumgeführt hat. Das war auch ganz gut so, weil sonst wäre es mit dem zurechtfinden wirklich schwierig geworden. Dadurch dass er uns herumführte, ging aber alles so schnell vonstatten, dass es mir lediglich gelungen ist Badeschlappen und einen Bund Bananen zu kaufen, obwohl meine Einkaufsliste deutlich länger war.

Deswegen habe ich mich am Sonntag gleich nochmal in die Stadt begeben. Diesmal nur zusammen mit dem Norweger Arnfinn, der zwei Tage vor mir hier an der Schule angekommen ist. Da das angerufene Taxi nicht aufgetaucht ist, wurden wir mit einem äußerst klapprigen dreirädrigen Gefährt ins nahe der Schule gelegene Dorf Yehe gefahren um von dort aus mit dem Bus in die Stadt zu fahren. Dies hat dann auch wunderbar funktioniert. Wir haben aber in dem Bus voller Chinesen einige neugierige Blicke geerntet.

Allgemein scheinen die Schüler der Akademie so ziemlich die einzigen Ausländer zu sein, die hier in der Gegend auftauchen. Normale Touristen gibt es jedenfalls keine. Dafür wiederum sind gar nicht so wenige Schilder zusätzlich auf Englisch beschriftet. Gesprochen wird jedoch ausschliesslich chinesisch. Kenntnisse in Englisch sind die absolute Seltenheit, zumindest bei den Chinesen mit denen ich bis jetzt zu tun hatte. Bei Kindern und Jugendlichen könnte es anders aussehen.

Über das bisschen chinesisch was ich gelernt habe, bin ich deswegen auch sehr froh. Meistens verstehe ich natürlich kein Wort, aber ab und an kann ich dann doch erkennen worum es geht und insbesondere die Zahlen haben sich sowohl beim Training als auch beim Einkaufen als sehr nützlich erwiesen. So langsam gewöhne ich mich sogar an den Gedanken, um die Waren erst einmal zu feilschen bevor ich sie kaufe. Während ich die Badeschlappen am Samstag noch zum genannten Preis genommen habe, habe ich den gestern erworbenen gefälschten Pullover um umgerechnet einen Euro heruntergehandelt. Was immerhin einem Viertel des Preises entsprach.

Viele Grüße, Johannes

2 Comments on Besuch in Si Ping

  1. matthias
    9. März 2009 at 12:18

    das hört sich spannend an, besonders ein sechstöckiger Fohmarkt und Vorwahrt durch hupen…
    Deine Mutter ist begeistert von deinem blog, liest ihn fleißig und lässt dich auch überschwänglich lieb grüßen.
    Viel Spass in der zweiten Woche! Matthias

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  2. Robin
    9. März 2009 at 14:06

    hrhr, war ja klar, daß du bald nen Norweger triffst 😀
    Weiterhin guten Muskelkater… 😉

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