Posts Tagged ‘Shaolin Academy’

Nörgel

Was mir hier manchmal etwas auf die Nerven geht, ist die autoritäre Art der Schulleiterin. In regelmäßigen Abständen gibt es Predigten über diverse Verfehlungen der Schüler, wie unaufgeräumte Zimmer, Fehlen beim Morgentraining oder hineinklettern in den Speisesaal durch ein Fenster in der Küche.
Die heutige Ansage war, dass das Laufen in der Halle ab jetzt verboten ist, und nur noch draussen ausgeführt werden darf.
Bis auf die Sache mit dem Speisesaal betrifft mich das alles gar nicht, aber es geht mir erstaunlicherweise trotzdem auf den Nerv. Ich hoffe mal ich finde nach meinem Aufenthalt hier einen Job, wo mir sowas erspart bleibt 😉

Die Regeln hier werden sonst eher moderat gehandhabt. Man kann auch schonmal abends am Feuer mit dem Meister ein Bier trinken, ohne dass es jemanden stört. Hinausgeworfen zu werden ist meiner Einschätzung nach so gut wie unmöglich, dafür bringt man dann für chinesische Verhältnisse doch zuviel Geld.

Die Bezahlung der Leute hier ist übrigens ziemlich mager. Ein Meister bekommt umgerechnet so etwas mehr als 100€ im Monat. Das heisst ein einzelner Schüler finanziert schon alle vier Meister. Die anderen Leute bekommen noch weniger, und zumindest der Übersetzer mit dem ich darüber gesprochen habe, ist unzufrieden mit der Bezahlung.

Viele Grüße,
Johannes

Noch ein paar Fotos vom Sonntag

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Während der Wanderung gab es vor allem die allgegenwärtigen Maisfelder zu sehen.

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Die Arbeit auf diesen Feldern wird meistens von Hand oder mit Hilfe von Tieren verrichtet.

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Auch an erstaunlichen Abhängen werden Felder angelegt.

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Auf dem Gipfel angekommen, üben wir vor dem Grillen noch einmal unsere Kungfu Posen.

Mein Vorschlag auch noch den benachbarten Berg zu erklimmen stieß nur auf begrenzte Begeisterung.

Mein Vorschlag, auch noch den benachbarten Berg zu erklimmen, stieß nur auf begrenzte Begeisterung.

Alles bestens soweit

Am Freitag war Testday, und ich habe diesmal 74 Punkte bekommen. Auch sonst zeigt das Training die ersten Erfolge. Ich bin ein wenig Beweglicher, meine Bewegungen in den Formen sind etwas flüssiger und das Training strengt mich weniger an. Muskelkater gehört erfreulicherweise auch der Vergangenheit an. Intensives Training erzeugt nur noch Verspannungen, schmerzende Knochen und Müdigkeit. Das geht aber alles recht schnell vorbei.

Zwischendurch hatte ich mal eine Woche ziemliche Rückenschmerzen und danach einen verstauchten Fuß, aber das ist zum Glück auch alles verschwunden. Die einzige Verletzung die ich gerade habe ist eine selbst zugefügte Bisswunde vom Eisesswettbewerb am Mittwoch.

Heute haben wir eine kleine Wanderung zum höchsten Berg unternommen der von der Schule aus zu sehen ist. Im Bild ist dies der Berg ganz am rechten Rand. Etwas problematisch war, dass es heute morgen so dunstig war, dass dieser Berg nicht zu sehen war. Wir hatten aber Glück mit der eingeschlagenen Richtung, und nach etwa 2 Stunden ist die Silhouette dann aufgetaucht, und nach einer weiteren Stunde hatten wir den Gipfel erreicht, wo wir dann ganz wie zuhause Würstchen gegrillt haben. Lehrreich war der Ausflug zumindest für James, da er noch nie zuvor in seinem Leben einen Stock mit dem Messer angespitzt hat.

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Eine Menge Energie, Erfolg im Training, eine Menge Spass mit den Leuten, hervorragendes Wetter und überhaupt keine Sorgen. Alles in allem fühle ich mich gerade extrem wohl hier 🙂

Viele Grüße,
Johannes

Die Mitschüler

Heute möchte ich ein paar Worte zu den Leuten verlieren die zusammen mit mir hier an der Schule sind.

Die jüngsten Beiden sind 16 Jahre alt. Einer davon ist eher zwangsweise auf Wunsch seines Onkels hier. Ein recht hartes Los meiner Meinung nach. Viele sind um die 20, eine zweite große Gruppe um die 27. Der älteste ist mein Zimmerkollege mit 33. Es ist nicht unüblich, die Reise hierher nach dem Abschluss der Schulzeit oder des Studiums wie auch in meinem Fall zu machen.Die Meisten verweilen dann, 3 oder 4 Monate hier. Ein paar wenige ein oder zwei Jahre.

An Nationalitäten gibt es hier Amerikaner, Kanadier, Norweger, Schweden, Inder, inklusive mir zwei Deutsche sowie je einen Tschechen, Russen, Kasachen, Spanier, Franzosen, Kolumbier, Kroaten, Koreaner und auch zwei Chinesen. Ausserdem gibt es noch drei Engländer, die alle James heissen, und einer zur besseren Unterscheidung deswegen wenig schmeichelhaft “James the lesser” also “James der Geringere” genannt wird.

Die meisten sind sehr sympathisch und das gemeinsam durchgestandene Training verbindet einen auch recht schnell. Auch nach der eher kurzen Zeit habe ich es deswegen schon bedauert, als zwei die Heimreise angetreten haben.

Etwa zwei Drittel meiner Gruppe besteht aus Leuten die schon längere Zeit hier trainieren, das heisst mindestens sechs Monate. Die Anderen trainieren seit 3 Monaten oder weniger. Die Meisten hatten schon vor ihrem Aufenthalt hier Erfahrungen mit Kampfsport, es gibt aber auch Einzelne, die das hier zum ersten Mal in ihrem Leben machen.
Das allgemeine Niveau ist recht hoch. Es gibt Leute mit erstaunlichen Fähigkeiten in verschiedensten Bereichen. Zum Beispiel Beweglichkeit, Akrobatik, Fitness, Kämpfen oder auch das erzeugen von Dinosauriergeräuschen. Die Wenigsten glänzen jedoch in allen Bereichen. Die Leute haben hier ganz unterschiedliche Vorraussetzungen und sind deswegen meistens auf ein oder zwei Bereiche spezialisiert und haben dafür ihre Probleme mit anderen.

Meine Schwächen sind eindeutig meine Unbeweglichkeit sowie eine allgemeine Unentspanntheit wie ich herausgefunden habe. Ausserdem sehen die neuen Bewegungen schrecklich bei mir aus, und ich muss wieder mal mehr üben als andere Leute, damit daraus was wird.

Gut bin ich beim Treppensteigen und erschreckenderweise beim Laufen aller Art. Dabei hasse ich es doch eigentlich zu joggen.

Viele Grüße,
Johannes

Perfektes Wetter

Von Samstag auf Sonntag hat die Temperatur hier einen gewaltigen Sprung nach oben gemacht. Vorher war immer eine Jacke notwendig, jetzt ist T-Shirt angesagt. Am Sonntag haben wir die Kombination aus gutem Wetter und schlangenfreier Jahreszeit dann gleich genutzt und eine kleine Wanderung zum nahegelegenen taoistischen Tempel unternommen.
Luftlinie dürfte die Entfernung zwar nur etwa einen Kilometer betragen, da unsere Akademie aber auf einer Halbinsel innerhalb des Stausees liegt, mussten wir etwa den fünffachen Weg zurücklegen.

Der Tempel an sich sieht anders aus als erwartet. Für manchen war es auch Enttäuschend. Es liegt ziemlich viel Schutt herum, und von dem was meiner Meinung nach das eigentliche Tempelgebäude werden soll, steht nur der Rohbau. In dem mit vielen bunten Wimpeln versehenen Wäldchen nebenan gibt es diverse Hütten mit Gebetsplätzen, und überall zwischen den Bäumen liegt Müll verstreut. Auch nicht unbedingt das, was man von Mönchen erwartet.
Hier noch ein paar Bilder von der Wanderung:

Dieser Kerl aus dem Elsaß wohnt seit Freitag mit mir in einem Zimmer.

Dieser Kerl aus dem Elsaß wohnt seit Freitag bei mir mit im Zimmer.

Der Weg war manchmal etwas abenteuerlich.

Der Weg war manchmal etwas abenteuerlich.

Das Tempelgelände

Das Tempelgelände

Der genaue Sinn dieser Brücke ist ungeklärt

Der genaue Sinn der Brücke links im Bild hat sich mir bis jetzt nicht erschlossen

Viele Grüße,
Johannes

Ein paar Fotos…

Es gibt hier zur Zeit ziemlich beeindruckende Sonnenaufgänge. Dieses Foto stellt allerdings nur eine grobe Näherung dar. In der Realität erscheint die Sonne nämlich in glühendem Orange.

Es gibt hier zur Zeit ziemlich beeindruckende Sonnenaufgänge. Dieses Foto stellt allerdings nur eine grobe Näherung dar. In der Realität erscheint die Sonne nämlich in glühendem Orange.

Eigentlich war an diesem Tag hartes Training geplant. Der Meister konnte jedoch dem Vorschlag "Let's climb some trees, it's fun" keine 2 Minuten wiederstehen.

Eigentlich war an diesem Tag hartes Training geplant. Der Meister konnte jedoch dem Vorschlag "Let's climb some trees, it's fun" keine 2 Minuten wiederstehen.

 Einige Leute laufen gerne am Abgrund. Es gab auch schon Abstürze, die dank Baum gut geendet haben.

Einige Leute laufen gerne am Abgrund. Es gab auch schon Abstürze, die dank Baum gut geendet haben.

 Eine der Lieblingsbeschäftigungen unserer Gruppe bevor es die Treppe hochgeht: Testen ob das Eis auf dem See noch hält.

Eine der Lieblingsbeschäftigungen unserer Gruppe bevor es die Treppe hochgeht: Testen ob das Eis auf dem See noch hält.

Die benötigten Felsbrocken aus dem Berg zu brechen kann allerdings in schwere Arbeit ausarten.

Die benötigten Felsbrocken aus dem Berg zu brechen kann allerdings in schwere Arbeit ausarten.

Fool’s Day

Beim Morgenapell wurde heute bekanntgegeben, dass die Bezirksverwaltung aufgrund der Wirtschaftskrise Einkaufsgutscheine verteilt, und wir deswegen heute ins Dorf laufen um diese abzuholen. Das ganze kam mir schon reichlich seltsam vor, aber in China ist ja alles möglich.
Nach etwa einer Stunde Jogging waren dann die meisten auch in Yehe eingetroffen, und es machte sich etwas Ratlosigkeit bezüglich der Gutscheine breit. Es wurde dann etwas herumtelefoniert und der Meister ist irgendwann verschwunden, um dann auf einem Motorrad wieder aufgetaucht, mit dem er dann kurz darauf Richtung Akademie losgedüst ist. Wir haben den Heimweg dann per Taxi angetreten.
Am Eingang der Akademie hat uns dann ein grosses Schild auf den ersten April aufmerksam gemacht. Wer hätte gedacht dass die Chinesen diesen Brauch kennen.

Viele Grüße,
Johannes

Spiegelkauf

Gestern war ich also wieder mal in der Stadt.
Zum Einen war ich beim Friseur, und zwar zum ersten Mal seit Beginn der 90er Jahre 😉
Und dann habe ich es erstaunlicherweise sogar geschafft den Spiegel zu kaufen.

Begonnen habe ich meine Suche in dem vor einiger Zeit schon einmal erwähnten Flohmarkt. Der einzige dort käuflich zu erwerbende Spiegel war jedoch in einen ausladenden pinkfarbenen Plastikrahmen eingefasst, also eher nicht das was ich suchte. Ein Stand hatte jedoch Regale deren Fächer mit Spiegeln hinterlegt waren. Ich habe dann der Verkäuferin klargemacht dass ich so einen Spiegel möchte, nur in einer anderen Größe, woraufhin sie mich auf chinesisch vollgequasselt hat, wovon ich natürlich kein Wort verstanden habe. Schliesslich hat sie mir dann ein vier Schriftzeichen auf einen Zettel geschrieben und nach draussen gezeigt.

Damit bin ich dann also auf die Straße und habe den Zettel drei Rikschafahrern gezeigt die dort gewartet haben. Für die war es aber offensichtlich ein Rätsel was darauf stand. So habe ich dann schliesslich einem der Fahrer mittels Zeichensprache mitgeteilt was ich eigentlich möchte, und der hat mich dann zu einer Werkstatt gefahren wo ziemlich große Spiegel und Glasscheiben zugeschnitten wurden. Aus einem Reststück habe ich dann gleich zwei Spiegel in der gewünschten Größe bekommen. Als ich dann bezahlen wollte, haben mich die Leute angeschaut als wäre ich verrückt, haben dann aber auf Nachfrage 2 Kuai genommen – also etwa 20 Cent.

Alles in allem für mich eine interessante Erfahrung, was man erreichen kann ohne wirklich mit den Leuten reden zu können. Wahrscheinlich wäre es in Deutschland sogar schwieriger gewesen an den Spiegel zu kommen.

Viele Grüße,
Johannes

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Meinereiner kurz nach dem Haare schneiden, wens interessiert 😉

Wieder mal eine Woche vorbei

Diese Woche war recht anstrengend  im Vergleich zu der davor. Einzig heute, also Freitag, Nachmittag, gab es als Entspannungsprogramm einen Spaziergang durch die Burg, nachdem vormittags nochmal die letzten Reserven für das Konditionstraining mobilisiert wurden. Für diejenigen, die das zu Hause mal nachmachen wollen, man nehme eine Strecke von etwa 60m oder auch 30m hin und zurück wie hier in der Halle, und führe dann darauf folgende Aktionen so schnell wie möglich aus:

2x Sprint
Rückwärtslaufen
Sprünge aus der Hocke
Hüpfen auf einem Bein
Hüpfen auf dem anderen Bein
Sprünge mit beiden Beinen
Sprünge mit beiden Beinen rückwärts
Laufen in der gehockten Position. Manche Leute nennen das glaube ich Entengang.
Laufen auf allen vieren
Hüpfen in der Liegestützposition
Hüpfen auf einem Bein, während ein Kollege das freie Bein trägt
das selbe auf dem anderen Bein
Den Kollegen auf dem Rücken tragen

Danach folgen dann noch ein paar Übungen an Ort und Stelle, wie Kniebeugen, Liegestütze, Sprünge oder das Halten von irgendwelchen Stellungen.

Was ist sonst noch passiert? Ich habe bei einem zwei gegen eins Sparring zusammen mit meinem Partner den deutlich Kürzeren gezogen und ich habe ein paar Geheimtechniken gelernt ;). Ausserdem hat der Meister  mir den etwas rätselhaften Auftrag gegeben ihm einen etwa Din A4 großen Spiegel in der Stadt zu kaufen. Rätselhaft insbesondere deswegen, weil er das irgendwie geheimhalten wollte und auch der Übersetzer nichts davon erfahren sollte. Es hat deswegen auch  etwas gedauert bis er mir klar machen konnte was er möchte.

Mehr demnächst 🙂
Viele Grüße,
Johannes

Yehe

Yehe ist der Name des größten Dorfes hier in der Umgebung. Es hat zwar nur etwa 1000 Einwohner, stellt aber eine Art Zentrum für die ganzen kleinen Siedlungen hier dar. Es gibt dort alle möglichen Läden, Krankenhaus, Post und eine Wäscherei, die vor ein paar Tagen aufgesucht haben. Bei dieser Gelegenheit sind die nachfolgenden Fotos entstanden. Es ist nicht ganz einfach den Eindruck den man hier erhält auf Bildern einzufangen. Was hier vielleicht noch nicht so gut rüberkommt ist, dass ziemlich viel Müll in der Gegend herumliegt und viele Hühner, Gänse und Enten herumlaufen. Sämtliche Tiere sind hier übrigens freilaufend, wenn sie nicht gerade durch die Gegend gefahren werden wie die Pferde auf dem blauen Lastwagen.
Eher untypisch ist, dass so wenige Menschen auf den Straßen sind. Das lag daran, dass der Tag ziemlich verregnet war. Normalerweise war immer deutlich mehr los.

Viele Grüße,
Johannes

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Wenn mal kein Schachtdeckel zur Hand ist...

Wenn mal kein Schachtdeckel zur Hand ist...

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