Wir sind seit gestern in Guilin
August 2014 archive
Xiamen
Wir haben mal wieder ein Stück weg zurückgelegt, und sind im Moment in der Stadt Xiamen, wo wir eine Freundin von Beibei getroffen haben. Das Tracking hat im Schnellzug leider nicht funktioniert, deswegen habe ich die Route hierher mal von Hand nachgestellt:
So lange es noch hell war sah es ungefähr so aus wenn man aus dem Fenster geschaut hat:
manchmal auch so:
Angekommen sind wir in der Nacht, am nächsten Tag haben wir mal eine kleine Insel in der Nähe der Stadt erkundet. Die Insel ist nur mit dem Boot zu erreichen. Im Hintergrund sieht man die Innenstadt von Xiamen, das Dorf im Vordergrund stammt aus der Kolonialzeit.
Die Architektur hat deswegen einen stark europäischen Einschlag. In den Gassen sieht es dann ungefähr so aus:![]()
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Das wars auf die schnelle. Bald reisen wir weiter, diesmal mit dem Flugzeug, weil alle Züge schon ausgebucht waren.
Beste Grüße, Johannes
Details
Hallo zusammen,
mir fehlt ja ein bisschen die Außensicht auf diesen Blog, aber ich habe das Gefühl, dass das vermittelte Bild noch nicht ganz vollständig ist, bzw. dass durch die Schwerpunkte der Einträge auf die Ausflüge eine gewisse Verzerrung stattfindet, und alles ein bisschen normaler wirkt als ich das hier erlebe.
Deswegen hier einfach mal ein drei zusätzliche Details:
Gleich am ersten Tag haben wir die Ruhestätte der Vorfahren besucht. Unter einem Maisfeld irgendwo außerhalb der Stadt liegen mindestens 4 Generationen von Großeltern und deren Vorfahren. Es wurde eine Kette von Böllern abgefeuert, dann zwei Bündel Räucherstäbchen angezündet, ein Paket Fantasiegeld verbrannt und drei Verbeugungen durchgeführt.
Ein paar Tage später fuhren wir zu einem Krematorium um eine dieses Jahr verstorbene Tante zu besuchen. Die Urnen werden dort in Schliessfächern aufbewahrt und man kann sie in den Hof tragen wo es spezielle Schreine gibt die ein wenig an einen Thron erinnern. Man setzt die Urne darauf ab und schreibt mit Kreide den Namen an die “Rücklehne”. Im Fußbereich gibt es eine Vertiefung als Feuerstelle. Dort wurde diesesmal nicht nur Geld verbrannt, sondern auch diverse Gegenstände aus Papier, die dem Verstorbenen im Jenseits zugute kommen sollen z.B Winterjacken, Autos, Schmuck und natürlich wieder Bündel von Fantasiegeld.
Die Städte wachsen in China wohl schon extrem. Beibei erkennt hier kaum etwas wieder, weil in ihrer Abwesenheit so viele Hochhäuser neu gebaut wurden.
Wenn eine Fläche als Neubaugebiet ausgewählt wird, dann bekommen die ursprünglichen Besitzer Entschädigungen die davon abhängen was genau auf der Fläche vorhanden ist. Um die Ausbeute bei den Entschädigungen zu steigern werden z.b im Vorfeld Bäume gepflanzt. Im Abstand von 30 cm, weil jeder Baum eine bestimmte Summe einbringt. Oder es werden zusätzliche Stockwerke auf bestehende Häuser aufgesetzt. In schlechter Qualität, aber auch hier wird dann jedes Stockwerk angerechnet wenn die alten Gebäude irgendwann platt gemacht werden.
Die ehemalige Wohnung von Beibeis Eltern liegt z.B in einem Gebiet das aktuell neu bebaut wird. Wenn die Neubauten fertig gestellt sind, dann bekommen sie auch eine der neuen Wohnungen, so lange lebt Beibeis Vater aber zum Beispiel im Kindergarten der bis vor kurzem von Beibeis Mutter betrieben wurde. Hier essen wir z.B noch etwas zu Abend in diesem Kindergarten.
Oft gehen wir mit den Leuten die wir Besuchen auch ins Restaurant zum Essen. Manchmal haben wir dann auch versucht die Rechnung zu begleichen, vor allem wenn der Gastgeber schon zuvor Geld für uns ausgegeben hatte. Wenn man es aber überhaupt schafft früh genug die Bezahlung zu versuchen und die Rechnung nicht sowieso schon beglichen ist, dann kommt es tatsächlich zu Handgreiflichkeiten, wo versucht wird das eigene Geld an dem Kassierer zu geben gleichzeitig die andere Partei mit Körpereinsatz genau daran zu hindern.
Die etwas ausgefeiltere Variante ist dann Erpressung: Ich bleibe hier so lange stehen bis du mein Geld annimmst. Willst du wirklich dass ich zu spät zur Arbet komme?
Beste Grüße und bis bald, Johannes
Ankunft in Shanghai
Wir haben mal wieder den Zug bestiegen und sind gestern morgen um 6 in Shanghai angekommen.
Das erste was auffiel, war der extreme Unterschied in der Luftfeuchtigkeit. Während es in Luoyang heiss aber trocken war, ist es hier in Shanghai eher wie im Gewächshaus. Scheiben beschlagen, Gepäck fängt an zu schimmeln 🙂 Eine Freundin von Beibei holte uns vom Bahnhof ab, dann ging es erst einmal in eineinen historischen Stadtteil aus dem 15. Jahrhundert zum Frühstücken.![]()
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Das letzte Foto zeigt übrigens, wie die Leute im Restaurant auf einen freien Tisch warten. Auch wir haben uns als wir dort angekommen sind an einen Tisch gestellt an dem Leute mitten beim Essen waren, weil es sonst keine Chance gibt einen freien Platz zu bekommen.
Allgemein wird hier für Essen angestanden. Oft steckt dahinter die Logik: Wo eine Menschenschlange steht muss das essen besonders gut sein, also stellt man sich auch dort an. Ich konnte das schon in Beijing beobachten, wo zwei benachbarte Läden gebratene Enten verkauften. An einem Imbiss standen 10 Personen, am anderen Laden keiner. Mein Verdacht ist: Der erste Kunde am Morgen bestimmt mit seiner Entscheidung wo der Rest der Leute an diesem Tag einkauft 😉
Später waren wir noch am Fluss und haben ein paar Hochhäuser angeschaut. Es gibt wirklich massenhaft davon.![]()
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Soviel dazu erstmal.
Beste Grüße, Johannes
Ausflug in den Geopark
Genauer als der Text auf dieser Tafel könnte ich unser heutiges Auflugsziel auch nicht beschreiben.22
Alles ist komplett touristisch erschlossen. Hier stehen wir gerade vor dem Museum, wo die geologischen Hintergründe dargestellt werden.
Das Internet
Mal ein Beitrag für eher technisch Interessierte 🙂
Seit 2009 wurde die Great Firewall deutlich ausgebaut wie es aussieht.
Es wird definitiv mehr geblockt. Während ich diesen Text hier schreibe, ist google.com z.B nicht zu erreichen, und mein VPN Client schafft es auch nicht eine Verbindung aufzubauen. Das ging im Jahr 2009 bei mir immer problemlos.
Gleichzeitig ist es so, dass nicht alles hart blockiert wird sondern mal so mal so. Manchmal bekomme ich eine VPN Verbindung, manchmal nicht. Oder das VPN geht eine Weile und verliert dann irgendwann die Verbindung. Wer mich in letzter Zeit bei Facebook gesehen hat, hat es ja vielleicht gemerkt. Facebook geht nämlich nicht ohne VPN. Man weiss aber oft nicht obs an der Firewall oder doch eher an der allgemeinen Netzqualität bzw an der Verbindung des chinesichen Netzes ins Ausland liegt. Insgesamt jedenfalls recht nervig. Und im Moment sehe ich mich nur eingeschränkt in der Lage von hier aus zu arbeiten. Das hätte ich nicht so erwartet…
Mal noch ein paar Zitate aus dem Internet zum Thema, die eine Idee davon geben wie das im Hintergrund so laufen könnte:
“Die Verbindung zu Google ist auffaelig zufaellig mit einem Connection Reset gestoert und Google Docs und natuerlich Google+ sind idR nicht zu erreichen oder nicht verlaesslich.”
“Es ist richtig google.de funktioniert meist kurzzeitig, aber bereits wenn man mehrere Links anklickt kommt es oft zur Sperre, da die Links die man anklickt erst einmal wieder ueber google geleitet werden bevor sie auf die Zieladresse zeigen.”
Dann kommt auch noch hinzu das in China in den so genannten und ausgewiesenen Sonderwirtschaftszonen
am allerwenigsten mit Störungen zu rechnen ist, aber wo militärische Sperrgebiete oder technische Einrichtungen in der Nähe sind wird es auf jeden Fall nicht leicht sein aus einem Hotel eine VPN Verbindung aufzubauen.
Beste Grüße, Johannes
Verwandtenbesuche
Hallo zusammen,
die letzten Tage waren ziemlich turbulent und deswegen ist auch etwas Zeit seit dem letzten Eintrag hier vergangen.
Wir sind noch in Luoyang, Beibeis Heimatstadt. Bejing war irgendwie einigermaßen international. Das heisst in einer Woche habe ich dort ca andere 20 Ausländer gesehen. Hier in Luoyang bis jetzt keinen einzigen.
Inzwischen haben wir die meisten ihrer Verwandten besucht. Hier mal ein Diagramm, das ich zum besseren Überblick für mich selbst erstellt hatte:
Beibei ist rot markiert. Alle die Grün markiert sind habe ich inzwischen persönlich kennengelernt. Im Prinzip fehlen jetzt noch Beibeis Mutter und Schwester, die sich aber in Südchina aufhalten und nicht hier.
Durch die Besuche waren wir ziemlich viel in der Stadt und im Straßenverkehr unterwegs. Der Luftqualität ist besser als ich erwartet hatte, und stört mich nicht besonders. Als unerträglich hat sich für mich allerdings der Lärm herausgestellt. Man läuft oft auf der Straße bzw. auf der Zweiradspur weil die Gehwege zugeparkt oder zugestellt sind. Dadurch wird man als Fußgänger ständig angehupt. Zweitens reden manche Chinesen einfach unglaublich laut.

Diese Ohrenstöpsel sind deswegen zu meinen besten Freunden geworden, die ich inzwischen sofort anlege wenn es auf die Straße geht.
Die meisten Leute die wir besucht haben wohnen in großen Wohnblocks. Die Wohnungen sind im groben alle ähnlich aufgebaut: Ein zentrales Wohnzimmer, in dem man direkt drinsteht wenn man durch die Wohnungstür kommt. Direkt hinter der Tür gibt es eine Matte auf der man die Schuhe wechselt. von diesem Wohnzimmer aus erreicht man dann Küche, Bad und ein bis drei Schlafzimmer. Standardausstattung für das Wohnzimmer sind Couch, Tisch, Fernseher, Klimaanlage in Kühlschrankgröße und ein Esstisch in einer anderen Ecke. Gekocht wird oft mit Gas. Die Badezimmerausstattung ist meistens spärlich. Geld wird wohl lieber in Autos als in ordentliche Wasserhähne investiert. Im folgenden ein paar Fotos von der Wohnung einer Cousine in der wir die ersten Tage in Beijing verbracht haben. Die Immobilienpreise sind übrigens im groben ganz ähnlich wie in Deutschland.
So, das wars erstmal wieder, ich hoffe ich komme bald dazu noch Fotos von den letzten Ausflügen und zum Essen zu posten.
Beste Grüße, Johannes
Weiter gehts
Letzte Nacht haben wir Beijing verlassen und sind mit dem Zug in das etwa 850km entfernte Luoyang gefahren. Das ist die Heimatstadt von Beibei und wir werden hier ein paar Tage bleiben.
Die ersten Verwandten habe ich auch schon kennengelernt und natürlich spricht niemand Englisch oder Deutsch. Meine wichtigsten Sätze sind deswegen momentan “wo bu zhe dao – ich weiss nicht”, “wo bu ming bai – ich verstehe nicht” und “zhe dun fan hao che – dieses Essen schmeckt gut”.
Hier unsere Route, größtenteils mit dem Zug:
und hier noch ein paar Impressionen aus dem Schlafwagen:
mehr hoffentlich demnächst. Bei mir ist jetzt höchste Zeit fürs Bett.
Beste Grüße, Johannes
Mutianyu
Unsere zweite größere Tour führt uns zur chinesischen Mauer. Es gibt mehrere Abschnitte die man besichtigen kann. Eigentlich wollten wir zu Simatai, aber wegen Bauarbeiten sind wir jetzt gleich hier bei Mutianyu.
Die ersten Schritte auf der Mauer sind getan. Es ist Mittagszeit und viele andere Touristen waren schon wieder auf dem Nachhauseweg.
… und machen uns in nordöstlicher Richtung auf um den (lokal betrachtet) höchsten Punkt zu erreichen.
Die Mauer verläuft nicht komplett linear, sondern verzweigt sich auch mal, so wie hinten im Foto zu erkennen. Wir laufen jetzt in entgegengesetzer Richtung und versuchen den Turm ganz links oben im Bild zu erreichen.
Das hier ist der Orginalzustand. Es wurde also in dem Stück davor ganz schön viel wieder neu aufgebaut.
Unser Ziel ist erreicht und es ist auch Zeit für den Rückweg. Hinter diesem Turm wäre dann auch etwas mehr Klettereinsatz gefragt um weiterzukommen. Aber wer weiss, vielleicht kommen wir eines Tages ja nochmal hierher zurück 🙂
zum Abschluss noch einen Überblick über die Route die wir an diesem Tag zurückgelegt haben:
Der Peitschenmann
Abends auf dem Nachhauseweg hatten wir eine Begegnung die ich euch nicht vorenthalten will. Und zwar sind wir einem netten älteren Herrn begegnet der auf der Straße mit einer ziemlich lauten Peitsche geschlagen hat.
Das Ganze läuft hier unter Individualsport zur Stärkung der Schultermuskulatur. “Besser als Spazierengehen” meinte unser Kandidat, der nach jeweils vier bis fünf Schlägen eine Pause einlegt und erst mal eine Zigarette raucht.
Hier noch ein kleines Video in schlechter Qualität 🙂